Ok. Zuerst ein Geständnis: Ich habe bisher eigentlich nur Standard-Kaffee aus dem Supermarkt getrunken – also Industriekaffee. Das ist sicherlich nicht ungewöhnlich. Aber ich achte bei meiner Ernährung eigentlich auf nachhaltige Produkte. Nur beim Kaffee habe ich mich bisher immer für das Produkt im Angebot entschieden. Vielleicht liegt es daran, dass Kaffee für mich so selbstverständlich ist. Auf jeden Fall kam mir dann doch, wenn auch spät, der Gedanke, dass ich auf den Standard-Industriekaffee verzichten und einen nachhaltigen Kaffee probieren möchte.
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Natürlich ist der Begriff Nachhaltigkeit ziemlich abgegriffen und beschreibt eigentlich erstmal nichts Konkretes. Was soll nachhaltiger Kaffee sein? Was macht ihn aus? Ich habe also etwas recherchiert, um nachhaltigen Kaffee für mich konkret zu machen. Daraus habe ich zwei zentrale Kriterien abgeleitet: fairer Handel und nachhaltiger Anbau. Ok. Ich weiß. Da haben wir wieder den Begriff Nachhaltigkeit. Aber in diesem Kontext bedeutet er etwas Konkretes für mich: die Farm baut den Kaffee umweltgerecht an; also keine Monokulturen, keine Chemiekalien, keine Wasserverschwendung etc. Dabei muss für mich nicht zwangsläufig eine BIO-Zertifizierung vorliegen. Wichtig ist für mich, dass die Farm den Kaffee nachhaltig anbaut und verarbeitet. Um das herauszufinden, muss ich natürlich bei der Produktsuche auch die Möglichkeit haben, die Herkunft und Herstellung des Kaffees nachvollziehen zu können. Transparenz ist also entscheidend.
Nachhaltiger Kaffee erfordert Transparenz
Um einen nachhaltigen Kaffee zu kaufen, muss ich also wissen woher der Kaffee kommt und wie er hergestellt wurde. Das finde ich im Flatberry Shop unter jedem Kaffee. Dort kann ich nachlesen, woher der Kaffee kommt und was ihn ausmacht. Außerdem kann ich nachlesen, dass die Flatberry Rösterei nur mit Lieferanten zusammenarbeitet, die fair handeln und dies auch akribisch kontrollieren. Um mir einen Eindruck von den unterschiedlichen Kaffee-Aromen zu verschaffen, habe ich mir das Probierpaket Kaffeereise gekauft. Bei jedem Kaffee habe ich dann nachgelesen, woher der Kaffee kommt und wie er hergestellt wurde. Es ist schon cool genau zu wissen, welche Farm oder welche Farmen den Kaffee erzeugt haben. Das macht die Erlebnisreise durch die Geschmackswelten des Kaffees noch spannender. Ich kann Dir nur empfehlen es selbst auszuprobieren.
Häufige Fragen an die Kaffee-Expertin Sabrina
Was macht nachhaltiger Kaffee aus Expertensicht aus?
Nachhaltigkeit ist für uns ein umfassender Begriff. Wir schauen uns an wie der Kaffee angebaut wird und welche Parameter eine Rolle beim Anbau spielen. Zunächst ist zwingend notwendig, dass wir genau wissen woher der Kaffee kommt. Das bedeutet, von welcher Farm und je nach Qualität des Rohkaffees, von welchem Feld oder Waldstück. Unser Kaffee wird auf Farmen angebaut, die Wert auf das gesamte Ökosystem legen. Boden, Pflanzen und Tierwelt werden geschützt und nicht als Monokultur angelegt. Der Umgang mit Wasser, Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung ist sehr wesentlich in der Betrachtung. Letztlich achten unsere Partner immer auf eine vernünftige Bezahlung und Aus-und Weiterbildung der Mitarbeiter und Familien. Arbeitssicherheit mit allen verfügbaren Standards gehören dazu.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Zunächst einmal verarbeiten wir nur Kaffee, der eine komplette Nachverfolgbarkeit bietet. Diese „Traceability“ erlaubt uns die Rückverfolgbarkeit bis zum Feld. Der nächste Teil sind die Partner mit denen wir zusammen arbeiten. Diese sind in sehr regelmäßigen Abständen vor Ort und beurteilen den Anbau, die Ernte, die Aufbereitung und die Arbeitsbedingungen vor Ort. Auf Siegel und Zertifikate wollen wir uns nicht verlassen – besser ist es einen eigenen Überblick zu bekommen und zwar durch Experten die sich in den Fachgebieten auskennen. Letztlich zählt natürlich das Vertrauen zu den Partnern und der Wunsch, eine lange Reise gemeinsam gehen zu können.
Es gibt viele Punkte, in denen sich beispielsweise unser, nachhaltig angebauter Kaffee von Standard oder Industriekaffee unterscheidet. Als Erstes ist es die Nachverfolgbarkeit. Bei jedem unserer Kaffees ist der Ursprung eindeutig. Selbst bei unseren Blends, in denen wir bis zu 4 Kaffees verarbeiten, ist eine eindeutige Rückverfolgbarkeit gegeben. Industriekaffees haben hier etwas größere Schwierigkeiten, da die Blends aus bis zu 60 verschiedenen Rohkaffees erstellt werden. Ein weiterer Punkt ist, dass Spezialitäten Kaffee sehr viel Wert auf die Qualität legt. Die Kaffeekirschen werden in der Regel gepflückt und zwar nur die reifen Kaffeekirschen. Daher dauert eine komplette Ernte manchmal bis zu 4 Monate. Für Industriekaffee ist dies undenkbar. Die Einkaufspreise der großen Industrieröster, lassen ein Pflücken von Hand nicht zu. So wird in der Regel mit Maschinen geerntet. Dies ist aber nur möglich, wenn die Kaffeepflanzen wie Spalier in der Reihe stehen und keine anderen Pflanzen dazwischen stehen – Monokultur halt. Bei der Maschinenernte bedeutet das aber auch, dass alle Kaffeekirschen zur gleichen Zeit geerntet werden. So landen auch viele noch unreife Kaffeekirschen entweder in dem Kaffee oder sie werden aussortiert und weggeworfen. Weder das Eine noch das Andere ist nachhaltig.
Fairer Handel für die Nachhaltigkeit ist ein sehr spannendes Thema und im industriellen Bereich sehr intransparent für die Verbraucher. Aktuell liegt der Rohkaffee Preis bei 1,09 US$/lb. Also umgerechnet bei ca. 2 EUR das Kilo. Im Spezialitäten Kaffee werden in der Regel das 3 bis 4 Fache des Weltmarkt Preises gezahlt. Hier geht es viel mehr um das Thema Verfügbarkeit. Guter und sehr guter Kaffee ist begrenzt verfügbar, was alle Beteiligten wissen und so wird auch immer gut bezahlt. Diese gute Bezahlung führt dazu, dass die Bauern ausreichend finanzielle Ressourcen haben um nachhaltig zu wirtschaften, die Mitarbeiter gut zu bezahlen und die Umwelt zu respektieren. Diese Bezahlung führt auch dazu, dass es einen Anreiz für den Bauern gibt, allumfassend nachhaltig zu wirtschaften – es lohnt sich. Siegel, die fairen Handel abbilden sind für uns nicht sehr relevant, hier wird ein Aufschlag zum Weltmarkt Preis bezahlt, aktuell bei 0,22 EUR pro Kilo, was also deutlich unter dem liegt, das für Spezialitäten Kaffee bezahlt wird. Des Weiteren werden nur Kooperativen gefördert und nicht einzelne Familien, d.h. ein einzelner Bauer kann alleine nicht an dem Siegel teilnehmenn. In Summe ist das ein anderer Ansatz, der sicher hilft, dass Industrieverarbeiter fairer bezahlen. Diese liegen dann doch oft auch unter dem Weltmarktpreis, da die Mengen sehr groß sind. Da die Bezahlung wesentlich ist, sprechen wir immer wieder gerne mit unseren Kunden über das Thema.